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HYKIST

Zusammenfassung HYKIST – KI-Sprachassistenz in der Notfallmedizin: Pilotierung und Prozessevaluation im Rahmen einer Mixed-Methods-Studie (HYKIST-Studie 2)
Beteiligte des IfP

Prof. Dr. Sascha Köpke

Jana Boes 

Hintergrund

In Deutschland leben 20,8 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund davon haben laut Literatur 10-30% geringe Deutschkenntnisse. Mangelnde oder fehlerbehaftete Kommunikation in der medizinischen Versorgung führt zu Unter- und Fehlversorgung, geringerer Versorgungsqualität, erhöhter Rate an Behandlungsfehlern und ineffektiveren Präventionsmaßnahmen für die Patient*innen sowie zu Unzufriedenheit bei Versorgenden. Von dieser Unter- und Fehlversorgung aufgrund von Sprachbarrieren sind Frauen und Kinder in besonderem Maße betroffen. In Studien wird Gewalt gegen Personal in den Notaufnahmen u.a. auf Verständigungsprobleme zurückgeführt. Jederzeit verfügbare, bedarfsgerechte, aber auch hochqualitative Dolmetsch-Dienstleistungen sind daher nötig.

In dem Projekt HYKIST wird mit Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) ein echtzeitbasiertes Übersetzungsassistenzsystem in der medizinisch-pflegerischen Basis- und Notfallkommunikation für die in dem Projekt adressierten Zielsprachen Vietnamesisch und Arabisch entwickelt. Dolmetschende Sprachmittler*innen werden durch eine KI-assistierte Kommunikation unterstützt, um so komplexe medizinische Sachverhalte und Fachtermini schneller während des Ärzt*innen-Patient*innen-Gespräches übersetzen zu können. Durch die Kopplung von automatischer Spracherkennung und maschineller Übersetzung mit einem Dialogsystem zur Erstanamnese soll die medizinische Versorgung von nicht deutschsprachigen Patient*innen verbessert und fehlerbehaftete Kommunikationssituationen zwischen Patient*innen, Pflegefachpersonen und Ärzt*innen reduziert werden. Nahezu in Echtzeit werden die Gesprächsinhalte maschinell erkannt, übersetzt und den Sprachmittler*innen in der HYKIST-App als Übersetzungsvorschläge präsentiert. Ergänzt wird das System durch einen automatisierten Erstanamneseassistenten (EAA), der im Vorfeld zu dem eigentlichen Gespräch erste Kontextinformationen über die aktuelle Situation der Patient*innen in der Notfallaufnahme erfasst. Die Symbiose aus maschineller Assistenz und menschlicher Übersetzungsleistung soll in HYKIST zu einer Qualitätssteigerung in der medizinischen Versorgung führen.

Ziel Pilotierung und Machbarkeitsprüfung sowie Prozessevaluation des HYKIST-Gesamtsystems für den Bereich der zentralen Notaufnahmen. Hauptziel der Studie ist es, die Durchführbarkeit (Feasibility) der Intervention in Bezug auf Rekrutierung sowie Anwendung und Akzeptanz der Intervention bei Patient*innen in der Notaufnahme zu erfassen.
Methoden

Das methodische Vorgehen orientiert sich an etablierten Frameworks zur Entwicklung und Evaluation komplexer Interventionen, zur Prozessevaluation, zu Feasibilitystudien sowie zu Implementierungsstudien.

Im Rahmen dieser Mixed-Methods-Studie werden Sprachmittler*innen, das klinische Personal sowie Patient*innen zu ihren Erfahrungen mit dem HYKIST-System anhand von Fragebögen, Interviews und Workshops befragt. Die erhobenen Daten werden anschließend deskriptiv/inferenzstatistisch bzw. inhaltsanalytische ausgewertet.

Die Studie wurde im Deutschen Register Klinischer Studien registriert (https://drks.de/search/de/trial/DRKS00031610 )
Laufzeit 01.10.2022 – 30.09.2023
Förderung Bundesministerium für Gesundheit
Webseite

Fraunhofer FOKUS, DPS | HYKIST: KI-Sprachassistenz in der Notfallmedizin

Einsatz hybrider KI-Sprachtechnologien zur Qualitätssteigerung in der medizinischen Versorgung (HYKIST) (bundesgesundheitsministerium.de)