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Kölner Pflegewissenschaftler für Studie zu Schlafstörungen bei Menschen mit Demenz ausgezeichnet

Theo und Friedl Schöller-Preis gilt als höchstdotierter Preis für Alternsforschung in Deutschland

Preisverleihung in Nürnberg am 18.10.2024: Zwei Forschungsprojekte erhalten den diesjährigen Theo und Friedl Schöller-Preis zu gleichen Teilen. Dr. Martin Dichter, 1. von links. Foto: Rudi Ott, Klinikum Nürnberg

Besserer Schlaf im Pflegeheim und wirksame Sturzprävention – an solchen möglichen Verbesserungen für den Alltag Tausender älterer Menschen arbeiten zwei Forschungsteams, die am 18.10.2024 in Nürnberg den Theo und Friedl Schöller-Preis 2024 erhalten haben. Das Zentrum für Altersmedizin am Klinikum Nürnberg und die Theo und Friedl Schöller-Stiftung prämieren damit Verdienste um die Altersforschung.

Kölner Forschende entwickeln Konzept für Schlafförderung

Menschen mit Demenz leiden häufig an Schlafproblemen, jeder fünfte Demenzerkrankte in einer stationären Langzeitpflegeeinrichtung ist betroffen. Weitere Gesundheitsprobleme sind oft die Folge. Aktuelle Übersichtsarbeiten zeigen, dass es derzeit keine wirksamen Medikamente zur Verringerung von Schlafproblemen bei Menschen mit Demenz gibt. Die nun in Nürnberg ausgezeichnete Untersuchung MoNoPol-Sleep, eine standortübergreifende Studie unter Leitung des Kölner Instituts für Pflegewissenschaft, zielt darauf ab, eine neu entwickelte, komplexe nicht-pharmakologische Schlafförderung zur Vermeidung bzw. Reduktion von Schlafproblemen von Menschen mit Demenz in der stationären Langzeitpflege zu entwickeln und zu implementieren.

„Häufig werden Medikamente wie Schlafmittel und Psychopharmaka eingesetzt, die jedoch größtenteils unwirksam, ja sogar schädlich sind. Darum braucht es dringend Maßnahmen, die direkt bei den Bedürfnissen der Menschen mit Demenz ansetzen und schlaffördernde Konzepte in den Einrichtungen selbst schaffen“, erklärt Dr. Martin Dichter, der Erstautor der Studie. Im Verlauf einer Demenz sind Ein- und Durchschlafprobleme und nächtliche Unruhe ein häufiges Symptom. Das Zeitgefühl der Betroffenen kann gestört sein, sodass sich ihr Tag-Nacht-Rhythmus verschiebt. Aber auch Medikamente, Ängste, der typische Bewegungsdrang oder schlafhemmende Routinen in den Einrichtungen können bewirken, dass die Menschen schlecht schlafen. Schlafförderung hat für die Pflege und Versorgung von Menschen mit Demenz somit einen hohen Stellenwert.

Anteil der Menschen mit Demenz mit Schlafproblemen sank um 25 Prozent

Ein Zusammenschluss von Forschenden der Universität zu Köln, Universität zu Lübeck, der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen hat ein Konzept zur Schlafförderung entwickelt – und ihre gemeinsame Studie konnte die Wirksamkeit bei Menschen mit Demenz tatsächlich belegen: MoNoPoL Sleep ist eine randomisierte kontrollierte Studie, das heißt, 24 teilnehmende Pflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt wurden per Zufall zwei verschiedenen Gruppen zugeteilt. Bei einer Gruppe kam ein gezieltes Interventionsprogramm zum Einsatz. Es umfasste eine Analyse des Schlafmilieus in jeder Einrichtung, die Einführung sogenannter Schlafbeauftragter sowie Schulungs- und Informationsmaterial. In Workshops konnten die Pflegenden Fälle besprechen und die Einrichtungen ein zu ihnen passendes Konzept zur Schlafförderung entwickeln. Die Vergleichsgruppe erhielt keine Maßnahmen. Insgesamt nahmen 191 Menschen mit Demenz an der Studie teil.

Die Gruppe mit dem Maßnahmenpaket zeigte nach vier Monaten erheblich weniger Schlafprobleme. Pflegewissenschaftler Martin Dichter fasst zusammen: „Durch unser Programm reduzierte sich der Anteil an Menschen mit Schlafproblemen um etwa 25 Prozent. Der bessere Schlaf wirkt sich im Verlauf auch positiv auf die Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen mit Demenz aus.“ „MoNoPoL Sleep“ soll nun in einer Folgestudie weiterentwickelt und an einer größeren Stichprobe weiter untersucht werden. Interessierte Pflegeeinrichtungen können die im Projekt entwickelten Schulungsmaterialien auf der Internetseite www.monopol-sleep.de abrufen.

„Die beiden Preisträger-Arbeiten dieses Jahres sind von herausragender wissenschaftlicher Qualität und Originalität“, sagt Univ.-Prof. Dr. Thomas Hillemacher, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats für den Schöller-Preis und Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg. Unter 14 Bewerbungen hätten die beiden prämierten Studien außerdem wegen ihrer hohen gesellschaftlichen Relevanz und der guten Umsetzbarkeit ihrer Ansätze im Alltag punkten können.

Der Theo und Friedl Schöller-Preis wird seit 2013 jährlich vom Klinikum Nürnberg ausgeschrieben, um gemeinsam mit der Theo und Friedl Schöller-Stiftung Forschungsarbeiten auszuzeichnen, die eine gute Versorgung älterer Menschen konstruktiv untersuchen. Mit dem Preisgeld von 20.000 Euro ist die Auszeichnung die am höchsten dotierte auf dem Gebiet der Altersmedizin in Deutschland.

Das Kölner Institut für Pflegewissenschaft an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Sascha Köpke und Dr. Martin Dichter wurde 2020 gegründet und ist eine der ersten universitären Einrichtungen ihrer Art. Das Institut für Pflegewissenschaft (IfP) ist in Forschung und Lehre der Weiterentwicklung der Pflegepraxis verpflichtet. Im Mittelpunkt der Forschung am Institut für Pflegewissenschaft steht die sogenannte klinische Pflegeforschung.  Die Studie MoNoPol-Sleep ist ein Beispiel für diese Forschung, bei der es stets um die Verbesserung der pflegerischen Versorgung für Menschen mit Pflegebedarf geht.

Weitere Informationen:

Gratulation zum Schöller-Preis für Altersmedizin 2024! | NÜRNBERG

Originaltitel der Studienarbeit: Dichter, M. N., Dörner, J., Wilfling, D., Berg, A., Klatt, T., Möhler, R., Haastert, B., Meyer, G. Halek, M., Köpke, S. (2024). Intervention for sleep problems in nursing home residents with dementia: a cluster-randomized study. International Psychogeriatrics, 1-14. doi:10.1017/S1041610223004489

Inhaltlicher Kontakt:

Dr. Martin Dichter

Martin Dichter, Ph.D, Gesundheits- und Krankenpfleger
Stellvertretende Leitung Institut für Pflegewissenschaft (IfP) 
Institut für Pflegewissenschaft I Universität zu Köln
Gleueler Straße 176-178 A I D-50935 Köln
Telefon: +49 (0)221-478-34640
Martin.DichterSpamProtectionuk-koeln.de

https://pflegewissenschaft.uni-koeln.de/

 

Pressekontakt:

Stephanie Wolff M.A.
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit/Kommunikation
Medizinisches Dekanat der Universität zu Köln
Joseph-Stelzmann-Straße 20 50931 Köln
Telefon: +49 (0)221 478 30774
stephanie.wolffSpamProtectionuk-koeln.de

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